Nach UN-Angaben gibt es schätzungsweise 476 Millionen Angehörige indigener Völker auf der Welt, die auf 90 Länder verteilt sind. Diese Völker leben in kleinen Gemeinschaften zusammen, versorgen sich traditionell selber, besitzen eine eigene Kultur, sind politisch mehr oder weniger unabhängig und leben weitestgehend außerhalb der weltweiten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systeme. Sie benutzen nicht notwendigerweise Geld oder eine Schriftsprache, haben eher keine Klassentrennungen, sondern verteilen ihre Macht untereinander, häufig mit tief verwurzelten Traditionen.
Es ist unbestreitbar, dass die Geschichte und Kultur Perus zu einem großen Teil den Ureinwohnern zu verdanken ist, die das Land seit Jahrhunderten bewohnen...
Es ist nicht einfach zu sagen, wann und wie sich die ersten einheimischen Gruppen im peruanischen Amazonasgebiet niederließen. Die mehr oder weniger archäologisch gesicherten Daten schwanken zwischen zweitausend und dreitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Es trafen ganz unterschiedliche Migrationen zusammen, die Jibaros aus der Karibik, aus Venezuela drangen die Arawaks in den zentralen Dschungel und nach Urubamba vor. Die Panos kamen aus Zentralbrasilien, um gemeinsam mit den Shipobo-Conibo, Cashibos, Matsés und Yaminahuas und anderen Siedlungen im Einzugsgebiet des Ucayali-Flusses zu errichten. Und schließlich kamen die Tupíguaraníes – cuyo, deren Ursprungsort in Paraguay, Südbrasilien und einem Teil des Amazonas-Boliviens liegt – an, um sich im heutigen Region „Madre de Dios“ niederzulassen.
Diese Völker haben typischerweise eine starke Bindung an ihr angestammtes Land, sie werden in den Niederungen des Flusses Madre de Dios geboren, arbeiten, leben und sterben dort. Ihr Land ist ihr einziger Besitz. Die Umwelt besteht aus den Pflanzen, Tieren und ihren kleinen Farmen. Sie zerstören und roden ihre Umgebung nicht, pflegen den Wald damit er für sie produziert. Der Wald ist die Grundlage ihres Daseins, sie identifizieren sich damit. Leben und Erde sind eins, die Quelle von Spiritualität. Sie lehrt, kleidet, nährt, gibt ihnen Schutz und Medizin. Sie ist die Mutter dieser Völker und schreibt ihre Geschichte. ** |
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In der vorspanischen Zeit gab es enge Beziehungen des wirtschaftlichen und kulturellen Austauschs zwischen den Anden- und Amazonas-Gesellschaften.
Nach der spanischen Eroberung wurde dieses Szenario neu definiert. Durch das Fehlen einer sesshaften Bevölkerung und wirtschaftlicher Ressourcen hatte Vizekönig Francisco de Toledo jedoch Schwierigkeiten bei seinem Eroberungsunternehmen. Der Vormarsch wurde den religiösen Missionen unter der Leitung der Franziskaner, Augustiner und Dominikaner überlassen.
Diese Völker werden meist als „primitiv“ und „rückständig“ bezeichnet. Dabei leben sie eigentlich nur einen anderen Lebensstil, der im Gleichgewicht mit ihrer natürlichen Umwelt steht. Sie halten sich an Überlieferungen und Sprachen, die uns seltsam und fremd vorkommen. **In Peru gibt es 47 offizielle Sprachen. 3 Millionen Peruaner sprechen Quechua. In der Region von Loreto allein gibt es 27 Sprachen. |
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Die Präsenz der Krone in den Amazonasgebieten wurde im Juni 1742 erschüttert, als im Herzen des zentralen peruanischen Dschungels unter der Führung von Juan Santos Atahualpa (Tupac Amaru II, siehe Foto) der längste Aufstand der Kolonialzeit ausbrach.
Die Bewegung zerstörte die Evangelisierungsarbeit der Franziskaner innerhalb weniger Monate und führte zu einem Rückzug der Spanier in die Berge, was zur Aufgabe der Missionszentren führte. Das Amazonasgebiet blieb weiterhin vorerst „Niemandsland“.
Bis zum „Guano-Boom“, der sich während der ersten Regierung von Ramon Castilla (1845-1851), entwickelte. Das war quasi der Beginn eines neuen Kolonisierungsprojekts, das jedoch in der Zeit zwischen der Guano-Krise und dem Pazifikkrieg ins Stocken geriet.
Man begann sich aus verschiedensten Gründen für den Dschungel zu interessieren: Aus geopolitischen (Vorstoß der Binnengrenze und Verteidigung der Außengrenze), wirtschaftlichen (Ausbeutung vorhandener Ressourcen) sowie ideologischen und kulturellen Gründen (Reduzierung der indigenen Bevölkerung des Amazonas in dauerhafte Siedlungen und ihre Eingliederung in die „Zivilisation“). Mit diesem neuen Modernisierungsprojekt wurden unzählige Expeditionen unter der Führung von Zivilisten und Abenteurern durchgeführt.
Der Kautschukboom
Nach dem Konflikt mit Chile tauchten Ende des 19. Jahrhunderts im tiefen Dschungel neue Charaktere auf – Siedler, Kautschukzapfer und Händler – auf der Suche nach schnellem Reichtum. Einer von ihnen war Carlos Fitzcarrald, der ein Unternehmen gründete, das nicht nur die Kautschukbäume der Region dezimierte, sondern auch einen Großteil der einheimischen Bevölkerung, insbesondere im Gebiet des Ucayali-Flusses. Das „Kautschukfieber“ führte zu einer beeindruckenden Anzahl von Einwanderungen ausländischer Kaufleute aus aller Welt, die Iquitos zu einer kosmopolitischen Stadt machte. Loreto erlebte einen raschen Aufschwung.
Die Haciendas
Nach dem Zusammenbruch des Kautschukhandels blieben einige kleine Bevölkerungszentren übrig, von denen viele kolonialen missionarischen Ursprungs waren, andere bildeten sich um die Kautschuk-„Haziendas“. Das beinahe sklavische System der Arbeitskontrolle der Großgrundbesitzer führte zu einem Zusammenbruch des traditionellen Lebensmodelles eines erheblichen Teils der indigenen Bevölkerung.
Die Familien begannen in verstreuten Wohngebieten mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft zusammenzuleben, was zur kulturellen Vermischung der Rassen führte. Nur in Randgebieten gelang es einigen indigenen Bevölkerungsgruppen, ihre wirtschaftliche Autonomie zu bewahren und sich so der Kontrolle der Kautschuk-Bosse zu entziehen.
In den anderen Gebieten nahm der Kontakt der ländlichen Bevölkerung und die Abhängigkeit zur Aussenwelt zu. Am Flussufer verstärkte sich die Präsenz von Kaufleuten und Zwischenhändlern, mit denen sie Häute, Harze, Holz, Seile, Kanus oder Hängematten gegen Produkte wie Stoffe, Salz, Macheten oder Medikamente eintauschten.
Trotz ihrer anscheinend einfachen Technologie haben diese Menschen gelernt, in einer vermeintlich unwirtlichen Umgebung gut zu leben. Viele glauben, das Leben von Stammesvölkern sei schmutzig, gewaltsam und kurz. Das ist aber nicht der Fall. Viele dieser Gesellschaften können ihren Lebensunterhalt mit einem sehr kurzen Arbeitstag sichern, da sie wenig brauchen. Die Tatsache, das sie kein Geld haben, steht nicht im Widerspruch dazu, das sie auf ihre ganz eigene Art reich sind.** |
Die staatliche Präsenz
Die Gründung ländlicher Schulen (escuela rural) führte ebenfalls zu einer Neuordnung der Bevölkerung des Amazonasgebiets. In den 1950er Jahren wurde das Bildungsangebot, das bis dahin nur auf einige, größere Städte in der Region beschränkt war, ausgeweitet, was der überwiegenden Mehrheit der ländlichen Bevölkerung den Zugang zur Grundschulbildung ermöglichte. Der Prozess der Sesshaftwerdung vieler traditionell wandernder Gemeinschaften war somit eng mit der Präsenz der Schule verbunden. Diese bildete eine zentrale Rolle bei der Bildung stabiler Städte im peruanischen Amazonasgebiet.
Im 16., 17. und 18. Jahrhundert wurden verschiedene Städte gegründet, die bis heute überlebten, wie La Merced und Chanchamayo im Departement Junin sowie Moyobamba und Tarapoto im Departement San Martin.
(Quelle: Enciclopedia temática del Perú, **ARA-Naturerbe Regenwald, focus: oekozid 6)
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