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  • AutorenbildAnne Amaru

DAS GESCHENK PERUS AN DIE WELT

Aktualisiert: 13. Jan. 2023

Nicht das Gold war der wahre Schatz der Inkas, sondern die Kartoffel

Bereits in der vorinkaischen Zeit, vor dem 13. Jahrhundert, bestand die Ernährung der Menschen in Peru neben Mais, Quinoa, Obst und verschiedenen Arten von Peperoni und Gewürzen aus über 1.000 Kartoffelsorten. Tatsächlich waren es die peruanischen Ureinwohner und später die Inkas, die die Kartoffel zuerst domestiziert hatten, bevor sie von spanischen Seefahrern nach Europa gebracht wurden. Danach verbreitete sich die Kartoffel nach und nach über den Rest der Welt. Um 1603 erreichte sie Taiwan und breitete sich von dort nach China aus. Im 17. Jahrhundert brachten sie portugiesische Seeleute die Knolle nach Indien. Im 18. Jahrhundert erreicht die Kartoffel Bhutan, Nepal und die Philippinen, um 1880 Ostafrika, und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Nahen Osten.

Ein Mythos besagt, dass der Gott Wiragocha zu Manco Cápac und Mama Ocllo, den Gründern des Inka-Reiches, kam, um sie den Kartoffelanbau zu lehren.

Bei Ausgrabungen in der Nähe von Chilca, einem Bezirk in Lima, fand man 1976 Spuren von Kartoffeln. Es ist gar nicht so einfach Überreste zu finden, da die Pflanze keine Früchte oder Samen hat, die aufgrund ihrer Struktur in archäologischen Fundstätten erhalten bleibt. Was man dagegen häufiger fand, waren Darstellungen von Kartoffeln auf Töpferwaren, z.B. in der Moche Kultur, jedoch seltsamer Weise nicht in Nazca.

Die vorspanische Landwirtschaft hatte bereits eine bemerkenswerte technologische Entwicklung

Schon damals benutzte man manuelle Pflüge, sogenannte Yuntas ( Foto), wie sie heute noch von den Kleinbauern benutzt werden. Die Inkas hatten auch künstliche Bewässerungssysteme und düngten ihre Felder, dabei hatten sie eine besondere Technik der Anpflanzung von Mischkulturen auf Terrassen, die durch ihre verschieden hohen Ebenen ein besonderes Mikroklima begünstigten.

Sie sollen an Orten wie z. B. Moray mit der Züchtung von verschiedenen Kartoffel- und auch Maissorten experimentiert haben.

Es wird angenommen, Moray war eines der "Agrarforschungszentren" der Inkas
Moray

Die Andenknollen (Kartoffeln, Ocas und Ollucos) wachsen auf Höhen von über 3000 bis 4000 m über NN, wo der traditionelle Mais nicht mehr gedeiht. Sie waren daher in den kältesten Teilen der Anden die Grundlage der Inka-Landwirtschaft. Es ist also kein Zufall, dass Peru das Land mit der höchsten Anzahl an Kartoffelsorten ist. Es sollen 100 Arten und 2.800 der insgesamt 3.900 weltweiten Sorten sein.


Die Kartoffel ist für die Andenvölker Perus etwas Symbolisches, ist sie doch im wahrsten Sinne des Wortes tief in ihrer Geschichte verwurzelt.

Die Bedeutung der Kartoffel ging über den wirtschaftlichen und ernährungsphysiologischen Wert weit hinaus, da sie die Weltanschauung bzw. das tägliche Leben der Andenbewohner derart stark prägte, das es unter den verwendeten Zeiteinheiten eine gab, die der Dauer des Kochens eines Topfes Kartoffeln entsprach!

Seit 2005 wird jeder 30. Mai in Peru als „Nationaler Kartoffeltag“ gefeiert...

Bei „Potato Festivals“ und Kartoffelmessen, die touristischen und gastronomischen Charakter haben, werden in vielen Städten an diesem Tag Gerichte aus Kartoffeln zubereitet und daran erinnert, dass die Kartoffel ein 100% peruanisches Produkt ist.


Zahlreiche Familien leben in Peru vom Kartoffelanbau. Hierbei verwenden viele Bauern noch einheimische Kartoffelsorten, die bereits aus der Zeit vor den Inkas stammen. Die überwiegende Mehrheit dieser einheimischen Knollen dient dem Eigenverbrauch und gerade mal fünf Sorten davon erreichen die Großstädte.


Die Kartoffel wird weltweit in ca. 151 Ländern angebaut, denn die Kultur hat eben diese gute Fähigkeit, sich an die klimatischen Bedingungen verschiedener Regionen des Planeten anzupassen. Auf einem Hektar lässt sich mit Kartoffeln zwei- bis viermal so viel Nahrung wie mit Getreide produzieren. Sie wurde nach Reis, Weizen und Mais das vierte Grundnahrungsmittel der Welt und ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Ernährung der Weltbevölkerung. Die FAO (Orgánización de las Naciones Unidas para la Alimentación y la Agricultura) erklärte das Jahr 2008 dank einer peruanischen Initiative sogar zum Internationalen Jahr der Kartoffel.

Die grösste Kartoffelsammlung der Welt

In Lima gibt es das „CIP“, das ist die Abkürzung für das "Centro International de la Papa", was übersetzt soviel heißt wie "Internationale Kartoffelzentrale" und 1971 gegründet wurde. Das CIP hat seinen Sitz in Lima, und ist in mehr als 20 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika vertreten. Dort gibt es die größte Kartoffelsammlung der Welt mit mehr als 7.000 verbesserten einheimischen und wilden Sorten. Die Genbank von CIP hat sich zur Aufgabe gemacht, die Sortenerhaltung langfristig zu sichern und diese den Landwirten, Züchtern und Forschern auf der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen.

Die Bedeutung der Kartoffel in der peruanischen Küche
Papa Rellena

Für die meisten Europäer ist die Kartoffel eher ein gewöhnliches Produkt, das man ohne viel darüber nachzudenken abwechselnd mit Nudeln und Reis in der Küche verarbeitet. Wie bei so vielen anderen Lebensmitteln vergisst man bei der täglichen Verarbeitung fast, wo die Produkte herkommen, die man im Supermarkt kauft. Kommt man nach Peru, kann man sehr viel über die „Andenknolle“ lernen und man findet zahlreiche Zubereitungsformen, deren Geschmack und Aroma überzeugen. Gerichte wie Papa a la Huancaina, Causa, Papa Rellena, CauCau, Pastel de Papa con Queso, Ajiaco und die Tortilla de Papas sind nur ein paar Beispiele, die ich nach und nach in die Rezeptsammlungen aufnehmen möchte.

Zahlung an die "Pacha Mama"

In Ayacucho, in Condorccocha (im Süden Perus), beginnt die Kartoffelernte mit einer Zeremonie zum Dank an die „Pacha Mama“, die Mutter Erde, auch genannt "Pagapu a la Pacha Mama". Pago heißt bezahlen, es bedeutet also eine Art Abgabe bzw. Opfergabe an die Mutter Erde.

In Condorccocha, 50 km südlich der Stadt Ayacucho, führt die touristische Kartoffelroute ("La Ruta de la Papa") lang. Dort kann man den Anbau der farbenfrohsten Kartoffeln und auch andere Knollen kennen lernen.

Huatia de la Papa

Zu den Erntezeiten von Mitte Mai bis Ende Juli kocht man in Cuzco und den Hochanden Perus die Kartoffeln zusammen mit Gänsefleisch und anderen Knollen auf traditionelle Art in der Erde. Der „Ofen“ besteht aus trockenen Klumpen oder "K'urpas" (Quechua-Wort). Diese Technik stammt aus der vorspanischen Zeit. Das Kochen in der Mutter Erde verleiht dem Essen ein besonderes Aroma und Geschmack.

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