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  • AutorenbildAnne Amaru

NOTIZEN AUS DEM AMAZONAS

Aktualisiert: 14. Apr. 2022

Der Schamanismus ist wahrscheinlich das ursprünglichste und älteste spirituelle Glaubenssystem der Menschheit. Die wahrscheinlich wichtigsten Vertreter stammen aus dem Amazonas Südamerikas, aber auch in Teilen Sibiriens wird heute noch Schamanismus praktiziert. Isolierte indigene Völker sind keine rückständigen oder primitiven Relikte einer fernen Vergangenheit. Sie sind zeitgenössische Gesellschaften, und wo ihre Rechte respektiert werden, gedeihen sie weiter.

Im peruanischen Amazonas handelt es sich oft um kleine Gruppen von bis zu 100 Personen, die von den Grundideen eines oder zweier Schamanen angeleitet werden. Während der Sitzungen nehmen die Schamanen in Peru "Ayahuasca" zu sich, einen halluzinogenen Pflanzenextrakt, die Wurzel der Liane „Banisteriopsis caapi“, die viele Stunden lang, manchmal zusammen mit anderen Pflanzen, gekocht wird. Der Schamane erlebt nach der Einnahme visionäre Flüge in andere Welten, die ihn in den Himmel, aber auch unter die Erde oder in das das Wasser eintauchen lassen. Er begegnet Ahnengeistern und verbindet die Kräfte der Seelen.

Der Schamane fragt die Geister von Tieren und Pflanzen um Erlaubnis, sie töten zu dürfen, damit er sein Volk ernähren kann

Dabei singt er Lieder im rhythmischen Takt, um sicherzustellen, das alles im richtigen Verhältnis zueinander steht, er fragt nach, ob ausreichend Kraft zur Verfügung steht, um die Gemeinschaft fruchtbar zu machen. Er bittet um Regen und Sonne. Das "Ayahuasca" hilft ihm, die Probleme seiner Gemeinschaft zu lösen und physische und psychische Krankheiten zu heilen. Dafür benutzt er Kräuter und unterschiedlichste Behandlungsmethoden.

Von guten und bösen Zauberern

In der indigenen Weltanschauung der "Awajun " und "Wampis" gibt es zwei Arten von Zauberern: Einen guten und einen schlechten. Der gute Zauberer wird "Iwishin" genannt, der böse Zauberer "Tunchi" oder "Wawek". Dabei ist alles genau definiert. Er kann ein Mann oder eine Frau sein, selten auch ein Kind, der mithilfe von halluzinogenen Pflanzen mit kosmischen Geistern kommuniziert und dabei eine Bewusstseinsveränderung erfährt, mit dessen Hilfe er Krankheiten diagnostiziert.

Vor dem Beginn der Diagnostik bereitet sich der Heiler mindestens drei Tage lang vor.

Er isst kein warmes Essen, schläft nicht mit seiner Frau, nimmt kein Sonnenbad, isst kein Salz, keine Süßigkeiten, um die heilenden Eigenschaften und übernatürlichen Kräfte der Pflanzen nicht zu schwächen und selbst stark zu werden. Während des Fastens bereitet er das "Ayahuasca" und die für die Heilung zu verwendenden Pflanzen zu. Manchmal saugt er an dem betroffenen kranken Körperteil seines Patienten und entfernt dabei schädliche Bakterien. Anwesende Angehörige beobachten den gesamten Heilungsprozess, lauschen seinem Gesang und beobachten wie Fremdkörper aus dem Körper des Patienten austreten.

Derweil hat niemand Erbarmen mit dem bösen Zauberer, der von allen gesucht wird. Selbst seine engsten Verwandten lehnen ihn ab, weil er unschuldigen Menschen und auch Kindern Schmerz, Leid und Schaden zufügt. Er wird als "böse Hexe" identifiziert und zum Tode verurteilt. Gewährt man ihm Gnade, wird er nur aus der Stadt vertrieben. Aber egal wo er hingeht, ihm wird nicht vergeben, weil er andere verletzt hat.

Der Schamanismus wird als männlich angesehen, die Erde als weiblich.
das Manguaré, ein Kommunikationsinstrument
Das Manguaré, Kommunikationsinstrument der Bora

Der Schamane betritt die weibliche Welt, um sie fruchtbar machen. Die Überzeugungen sind praktisch, wirtschaftlich, religiös und künstlerisch angelegt. Die Musik, das Singen ist Poesie. Der Schamane ist gleichzeitig Priester, Arzt, Psychiater, Dichter und Musiker, der mit seinen Visionen in die übernatürliche weibliche Welt eintritt und sich mit ihr vermischt. ->Mehr zum Thema findest Du hier.

In den Tiefen des peruanischen Amazonas-Dschungels leben ungefähr 15 indigene Völker, die noch nie Kontakt zur Außenwelt hatten.

Ihr Überleben wird von Ölfirmen und illegalen Holzfällern gefährdet, die in ihr Land eindringen und ansteckende Krankheiten wie Grippe oder Masern, gegen die sie keine Immunität haben, verbreiten. Nach dem ersten Kontakt sterben oft mehr als 50% eines Stammes. Manchmal sterben alle.

Unkontaktierte indigene Völker sind die am stärksten gefährdeten auf dem Planeten. Sie sind unsere Zeitgenossen und ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Vielfalt.

Das Völkerrecht erkennt an, dass die Ureinwohner Eigentümer ihres Landes sind und das Recht haben darin zu leben. Peru will zwei Amazonas-Reservate zum Schutz isolierter indigener Völker schaffen, die eine Fläche von mehr als 2,5 Millionen Hektar umfassen sollen, respektiert dieses Recht aber nur zum Teil und lässt Unternehmen auch in die entlegensten und isoliertesten Regionen des Amazonas-Regenwalds eindringen. Eine Ölexploration innerhalb der neuen Reservate wird nicht ausgeschlossen. "Survival International", die globale Bewegung für indigene Völker und die einzige Organisation, die international darum kämpft, die Vernichtung dieser Stämme zu stoppen, schrieb zusammen mit Tausenden von Unterstützern an die Regierung, um ein vollständiges Verbot der Rohstoffgewinnung aus den Reservaten zu fordern. Mindestens sieben verschiedene Gruppen unkontaktierter Stämme wie die "Matsés" leben in den Gebieten der neuen Reservate "Yavarí Tapiche" und "Yavarí Mirim" im Bundesstaat Loreto im nordöstlichen peruanischen Amazonas.

Die Ausbreitung des Coronavirus im Amazonasgebiet

Bei den "Awajún" und "Wamp" wurde eine große Anzahl von Covid-19-Infektionen registriert, die geographische Lage des Gebietes macht es schwierig, tägliche Fälle zu melden oder gar Todesfälle zu registrieren. Menschen sterben in ihren Häusern und werden nicht gezählt. Es gibt weder ausreichend Medikamente, Ausrüstung für die Versorgung der Bevölkerung, noch genug Personal. Die Umsetzung eines Notfallplanes ist schwierig. Man experimentiert mit Heilpflanzen und "Ivermectin", einem veterinärmedizinischen Medikament gegen Parasiten, gegen Covid-19.


Die Bevölkerung Iquitos missachtete die von der peruanischen Regierung Mitte März ausgerufene strenge Quarantäne. Die langen Schlangen der Menschen vor den Banken, die die staatliche Hilfe abholen wollten, führten zu der hohen Ansteckungsrate.

Die Krankenhäuser brachen zusammen, in den Medien wurden Fotos von Leichen, die in Müllsäcken in den überfüllten Leichenschauhäusern gestapelt wurden, veröffentlicht.


Einer neuen Studie zufolge sollen Frauen in Iquitos häufiger von Covid-19 betroffen worden sein als Männer, 73% von ihnen überstanden die Infektion, dagegen nur 58% der Männer.

Unterteilt nach Altersgruppen seien Personen unter 20 Jahren amhttps://www.iquitos.perugeschichten.com/ stärksten von der Krankheit infiziert worden. Dabei wären 76% der Altersgruppe gegen COVID-19 immunisiert worden, Personen zwischen 20 und 39 Jahren wiesen dagegen eine Prävalenz von nur 67% Antikörpern auf.

Bei der Studie mit dem Titel ""Seroprevalencia de anticuerpos anti SARS-CoV-2 en la ciudad de Iquitos" (Seroprävalenz von Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern in der Stadt Iquitos) wurden vom 13. bis 18. Juli zufällige Schnelltests in allen Bezirken der Stadt Iquitos durchgeführt, um zu klären, warum die COVID-19-Fälle ab Juni in Iquitos so rasch zurückzugehen begannen. Die gewonnenen Daten deuteten daraufhin, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung das Coronavirus bereits besiegt hatte.

Herdenimmunität?

Die Auswertung der Untersuchung würde jedoch dadurch relativiert, das möglicherweise auch Dengue-Antikörper COVID-19-Schnelltests positiv ausfallen lassen. Als das Coronavirus ausbrach, war der gesamte Amazonas gerade von einem starken Dengue-Fieber-Ausbruch betroffen.

Peru ist derzeit das fünfte Land der Welt und das zweite in Lateinamerika mit den meisten COVID-19-Fällen, mit 558.420 Infektionen und 26.834 Todesfällen.

Das Gesundheitsministerium (Minsa) hat über 26.000 Todesfälle verzeichnet, wobei die tatsächliche Zahl aufgrund der vielen nicht untersuchten Todesfälle doppelt so hoch sein dürfte.


Im gesamten Amazonasbecken gab es mehr als 100.000 Infektionen und mindestens 3.000 COVID-19-Todesfälle. Bei einer indigenen Bevölkerung von 330.000 Menschen bedeutet dies, dass fast ein Drittel infiziert wurde und fast einer von 100 gestorben ist.


Bei einem Zusammenstoß zwischen indigenen Demonstranten des Stammes Kukama und der Polizei starben am 09. August vier Indigene an den Folgen von Schusswunden

Die Ölfabrik Lot 95 gehört dem in Kanada ansässigen transnationalen PetroTal, das im Juli die Produktion trotz der Proteste der lokalen Bevölkerung wieder aufgenommen hatte.

70 Ureinwohner gingen mit Speeren bewaffnet zu den Einrichtungen des Unternehmens, um zu fordern, dass die Firma und die Regierung an ihren Orten Strom und ein Trinkwassernetz einrichten. Angesichts der aktuellen Situation wegen der COVID-19-Pandemie im Amazonasgebiet forderten sie eine Verbesserung der Bedingungen im Gesundheitswesen. Die Sicherheitskräfte reagierten mit brutaler Gewalt auf den Protest der Ureinwohner, töteten drei Menschen und verwundeten einen weiteren tödlich. 17 weitere Demonstranten wurden verwundet.




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