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  • AutorenbildAnne Amaru

Oxapampa heute - Buntes Leben aus alter Tradition

Aktualisiert: 30. Apr. 2023

Als ich vor 15 Jahren nach Peru kam, hörte ich zum ersten Mal von den Tirolern und Deutschen, die sich vor über 100 Jahren im zentralen Peru an der "Ceja de Selva" (Augenbraue bzw. Rand des Regenwaldes) ansiedelten. Man erzählte mir, das sie bis in die heutige Zeit ihre Bräuche beibehielten, Dirndl und Lederhosen tragen und nach Tiroler Art zusammen tanzen, feiern und Bier trinken...

Dann lernte ich Joachim Böhnert kennen, der dort von 2003 bis 2008 als Entwicklungshelfer arbeitete und seine „Wahlheimat“ in Oxapampa fand. Seither kam er mindestens einmal im Jahr dort hin und baute einen kleinen Besitz auf, wo er ein Unternehmen mit nachhaltigen Tourismus startete, was ein sehr lobenswertes Unterfangen ist: Oxapampa Safarie – Cabañas y Camping

Die Idee für diesen Artikel war geboren...


2004 kam der gebürtige Berliner zum ersten Mal im Auftrag des „Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in diese Region. In Kooperation mit der nationalen Verwaltungsabteilung der staatlichen Naturschutzgebiete und dem Nationalpark Yanachaga-Chemillén arbeitete er dort mit dem Schwerpunkt „Nachhaltige Entwicklung in den Pufferzonen des Nationalparks" u. a. in der Agroforstwirtschaft. Daraus entstanden Beziehungen und Pläne vor Ort, die durch die Corona Pandemie leider seit März 2020 unterbrochen wurden.


Geschichte

180 österreichische und 120 deutsche Siedler kamen Mitte des 19. Jahrhunderts nach Peru, um sich im Pozuzo niederzulassen. Zu dieser Zeit förderte die peruanische Regierung die europäische Einwanderung, um das Amazonasgebiet zu bevölkern und zu kolonisieren. Fast zwei Jahre kämpften sich die Emigrantengruppen durch den Dschungel bis sie ihr Ziel erreichten. Es gab zu dieser Zeit keinerlei Straßen, nicht einmal Wege, die dorthin führten. Diese Menschen flohen vor der Armut aus ihren Heimatländern, um sich aus dem Nichts ein neues Leben aufzubauen und sind für ihre Hartnäckigkeit und Entschlossenheit zu bewundern. Trotz der Schwierigkeiten erreichten sie ihren Bestimmungsort aus eigener Kraft und haben sich dort seitdem alles mit eigenen Händen erarbeitet. Die Kolonie wurde ein Erfolg.


Das Hochtal von Oxapampa
Das Hochtal von Oxapampa

Es gibt eine ganze Reihe sehr guter Publikationen, die diese Geschichte dokumentieren. Auf der Seite von Joachim Böhnert könnt ihr mehr lesen über "Tiroler, Rheinländer und Bayern im Urwald Perus" . Dort findet Ihr auch weitere Links zum Thema.


Der Name OXAPAMPA stammt übrigens aus dem Quechua (Sprache der indigenen Bevölkerung Perus) und setzt sich aus "OCSHA" "Stroh" und "PAMPA" zusammen, könnte also mit "Strohpampa" übersetzt werden.


Die heutige Bevölkerung

in der Gegend um Oxapampa setzt sich aus den indigenen Gemeinschaften Ashaninka und Yanesha - der lokalen indianischen Bevölkerung, aus den Nachkommen von Einwandern aus den andinen Regionen und den Nachfahren der deutschen und österreichischen Einwanderer zusammen. Laut der Volkszählung von 2017 lebten dort zu diesem Zeitpunkt 87 470 Menschen.



Die Hauptprodukte, die in Oxapampa heute hergestellt werden

sind Kaffee, Granadillas (Passiflora ligularis), Bananen, Kürbisse, Orangen, Avocados und Peperoni. In der Landwirtschaft überwiegen die „Minifundos“, d. h. Landeigentum ist in kleine Einheiten zersplittert. Auch lebt man von der Viehzucht.

Traditionell wird geimkert

Die Qualität der Produkte Honig, Pollen, Gelée Royale wird in Peru geschätzt, da sie aus der Artenvielfalt der regionalen Pflanzen stammen. Ein Beispiel ist die Honigproduktion der Familie Frey. Zusätzlich existieren eine Reihe von Projekte, die die Honigherstellung fördern, z. B. das „Centro Yanachaga“ in Huancabamba und Quillazú.


Parallel dazu entwickelte sich die Forstwirtschaft als wichtigster Wirtschaftszweig

Als 1943 die erste Straße gebaut wurde, entstanden die ersten Sägewerke und wurden mit der Zeit zur wichtigsten Aktivität im Bezirk Oxapampa, das Gebiet wurde zu einem der größten Holzlieferanten Perus. Dies führte zur radikalen Ausbeutung der Naturwalds und seiner Werthölzer. Verschiedene Institutionen kümmern sich seitdem über Projekte um Wiederaufforstungen in der Region. Allerdings wurden hier mehr als 95% exotische Baumarten wie Eukalyptus und Kiefern in Mono-Forstplantagen verwendet. 1986 wurde der Nationalpark Yanachaga Chemillén mit Hilfe des Wissenschaftlers Antonio Brack, der in Villa Rica geboren wurde, gegründet.


Das Projekt „Bambú Oxap“

von Rigoberto Zapata und der Gruppe „Asociación la Ruta de Bambú de la Reserva de Biosfera Oxapampa Ahaninka Yanesha - ABROAY“ möchte ich erwähnen, da es den Anbau von hervorragenden Bambussorten von Oxapampa fördert und hilft, ihm einen Mehrwert zu verleihen. Im Vordergrund steht die Verwendung beim Bau von Häusern und Touristenhütten, wobei seine erdbebensicheren und thermo-regulierenden Eigenschaften genutzt werden. Ein weiterer Zweck des Projekts ist die Industrialisierung von Bambus für die Herstellung von Konstruktionsholz und für Kunsthandwerk. Proyecto BAMBU Oxapp / Pozuzo - PASCO


Boom von landwirtschaftlichen Produkten
Landschaft Oxapampa

Wie auch woanders in Peru, gab es hier immer wieder einen Boom von landwirtschaftlichen Produkten, die am Anfang von ein paar Pilot-Bauern gestartet wurden. "Goss fruchtige Granadilla Arten", die von Kolumbien aus eingeführt wurden, sind dafür ein gutes Beispiel. Leider wurden und werden diese in Monokulturen unter zum Teil hohem Einsatz von Herbiziden und Pestiziden angebaut. Daher ist die Produktion organischer Erzeugnisse, auch im Hinblick auf die Bienenerhaltung dringend erforderlich. Diese Produkte dürften auch für den Bio-Markt in Lima interessant sein.


Ölförderung

Seit 1955 begannen im Teil Pichis und Palcazú Firmen mit der Ölförderung. Dieser Eingriff ist mit Umweltschäden und sozialen Unruhen der Yanesha und Ashaninca-Stammesgruppen verbunden. In den 1980er Jahren stieg das Umweltbewusstsein. Neben dem Nationalpark Yanachaga - Chemillén folgte die Gründung weiterer Schutzgebiete mit großer Biodiversität, wie der Schutzwald San Matías – San Carlos. 2010 prämierte die UNESCO die Bemühungen und erklärte die Region zum Biosphärenreservat Oxapampa-Asháninka-Yánesha.


Die Vegetation der Reservate ist beeindruckend

Auf über 2.000 Metern Höhe findet man in den Wäldern zahlreiche Farne, Bromelien, Flechten, Moose, Epiphyten, Orchideen und Ericaceae. Das Naturschutzgebiet hilft, wichtige Baumarten wie Mahagoni (Swietenia macrophylla), Tornillo (Cedrelinga catenaeformis), Walnuss (Juglans neotropica), Zeder (Cedrela odorata) und Katzenkralle bzw. Uña de Gato (Uncaria tomentosa) zu erhalten. Die letztgenannte Baumart wird von der lokalen Bevölkerung zur Heilung verschiedener Krankheiten genutzt und bietet ihnen auch die Möglichkeit zur Kommerzialisierung. Gleichzeitig wird durch ihre Mitarbeit nachhaltige Waldbewirtschaftung gefördert.


Einheimischer Kakao ohne Abholzung

Die "Yánesha" kümmern sich um die Erhaltung der Wälder des Palcazú-Tals. Auf über 100 m2 kultivieren sie organischen Kakao ohne den Einsatz von Chemie. Ein Sammelzentrum für die Ernten und die notwendigen Hilfsmittel wurden geschaffen, um dort handwerklich natürliche Schokolade ohne Zusätze herstellen zu können.


Eine interessante Entwicklung im Tal Palcazú! Dieses Gebiet an der westlichen und tiefen gelegenen und tropischen Seite des Nationalpark Yanachaga-Chemillén bildet als „Reserva Comunal Yanesha“, die Pufferzone des Nationalparks. Ab 2018 gab es dort eine Unterstützung der Organisation „ProNaturaleza“- In Kooperation mit der „Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit -GIZ“.


Villa Rica Kaffee ist einer der besten der Welt

Im Biosphärenreservat Oxapampa – Asháninka – Yánesha (Pasco) befindet sich auch der Ort Villa Rica, wo fair gehandelter Bio-Kaffee produziert wird. Der Kaffee hat internationale Preise gewonnen. 2005 galt er als einer der edelsten Kaffees der Welt, entstanden durch die klimatischen Bedingungen und Bodenqualitäten dieser Gegend und den Produktionstechniken der Kaffeebauern.

Kaffee Oxapampa Peru

Hier ist insbesondere ihre nachhaltige Anbauweise des Kaffees in Agroforstystemen zu erwähnen. Diese erhalten auch z. B. den Lebensraum der lokalen Vogelarten und geben dem Kaffee aus Villa Rica ein paar Sterne mehr und passen genau in das Konzept eines Biosphärenreservates. Hier sind die Einwohner auch zu Recht stolz auf ihr „Kaffeetal“ und ihre "Kaffeeroute".


Die Kaffeeroute von Villa Rica

In dieser Region gibt es verschiedene Farmen, die meisten inspiriert von der österreichisch-deutschen Lebensart, wo Touristen in Bauernhäusern übernachten und die Kaffeekultur kennen lernen können. Der Aufenthalt lässt sich mit einer Führung durch die Kaffeeplantagen verbinden, der Besucher kann sogar Kaffeebohnen pflücken und den gesamten Weg von der Ernte bis zur Trocknung der Bohnen verfolgen.


Neben dem Besuch der Bauernhöfe und der Kaffeeverkostung kann man auch eine Bootsfahrt durch die Lagune von El Oconal, 1,5 km vom Stadtzentrum entfernt, unternehmen, den Wasserfall El León besuchen, die Orchideen- und Zierpflanzensammlung im botanischen Garten Los Ositos bewundern und die Yanesha-Gemeinde Ñagazú, die auch ihren eigenen Kaffee produziert, besuchen.


Straßen in der Region

Ein Problem für die Kommerzialisierung der Produkte und auch für den Tourismus sind bis heute die immer noch schlechten Straßenverhältnisse. Die Straße nach Pozuzo führt insbesondere im Nationalpark Yanachaga-Chemillén durch sehr bergiges Gelände, in der es in der Regenzeit immer wieder zu Bergrutschen kommt. Ca. 2005 – 2008 wurde mit Hilfe eines EU-Projektes in der Region die Straße von Pozuzo aus bis ins Tiefland nach Codo Pozuzo ausgebaut. Diese wurde jedoch in den Regenzeiten auch wieder teilweise zerstört und unpassierbar. In den Jahren danach wurde sie wieder repariert und ermöglicht einen Zugang in das Tiefland mit einer Straßenverbindung über Puerto Mayo bis nach Pucallpa. Diese Straße wird zum Teil asphaltiert, aber soll im Nationalpark Yanachaga-Chemillén als Erdstraße erhalten bleiben.


Tourismus

In den letzten ca. 10 – 15 Jahren gab es einige Entwicklung im Tourismus in der Region. In Oxapampa führte dies zum Teil zu einem Überangebot an Hotels und Pensionen, da man glaubte, dies wäre nun das große Geschäft. Viele kleine Unternehmen vor Ort gingen auch verstärkt durch die Corona-Pandemie pleite. Aber es gibt auch positive Entwicklungen, die wieder Hoffnung geben. Dies gilt insbesondere für einen naturverbundenen Tourismus, wie Vogelbeobachtungen, Fahrradtouren, Wandern, etc.. Die oben erwähnte Straße nach Pozuzu und weiter in das Tiefland nach Codo de Pozuzo, etc... ermöglichen auch Mountainbike-Touren in der Trockenzeit in diese Region.

Selvamonos

Eine positive Entwicklung ist auch die kulturelle Initiative „Selvamonos“ mit zahlreichen Konzerten seit 2009, die viele nationale und internationale Musiker und ein junges Publikum nach Oxapampa brachten. Auch hier ist eine Wiederaufnahme dieses Festivals nach der Corona-Pandemie zu erhoffen!


Öko-Tourismus

In den letzten Jahren bemerkt man einen Zuwachs von Menschen mit dem notwendigen Kapital, die einfach weg wollen von dem Stress des Molochs Lima und hier Land kaufen und Häuser bauen. Hier Beispiele aus dem Ökologischen Tourismus in Oxapampa:

Für einen Neustart des Tourismus in der Region hilft auch der

Safe Travels

Peru hat das "Safe Travels"-Siegel erhalten, das vom "World Travel and Tourism Council" verliehen wird, um den Tourismus wiederzubeleben. Dieses Siegel wurde aufgrund der Covid-19 Pandemie geschaffen und wird international an Länder vergeben, die in Bezug auf Sicherheit und Hygiene im Tourismus verantwortungsvoll handeln. 6 Routen bzw. touristische Rundgänge in Oxapampa wurden als sichere Reiseziele genehmigt: Die Villa-Rica-Route, der Circuito Vivencias y Naturalea - Huancabamba, die Ruta del Colono - Pozuzo, Ruta Oxapampa, Ruta Parque Nacional Yanachaga Chemillén - Sector San Alberto und der Circuito Chontabamba.



Die Fotos in diesem Artikel stammen von Felix Corcuera Clermont aus Oxapampa – Facebookgruppe „Mein Oxapampa“ Mein Dank geht an ihn und an Joachim Böhnert, der mir beim Schreiben des Artikel sehr viel guten Input und Unterstützung gab.

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